Dienstag, 25. Mai 2010

in 80 Tagen um die Welt

der bekiffte Panda winkt mit der Pfote im Schaufenster;
im chinesischen Restaurant ist heute das Fest der Brathähnchen.
wenn du als Tourist das rotzige Winterpalais gestürmt hättest,
dann wüsstest du, dass kein Marihuana,
dass kein Wodka so knallen kann wie…
aber in Rom ist Cäsar tot wie die mit Blut bemalten
Mauern des Kolosseums.
er fiel wie ein Aktienkurs, und eine Maske aus Schweiß
verbrannte sein Gesicht wie Wachs.
Banker Josef raucht auf leeren Magen,
und der Morgen ist nüchterner als der Abend,
weil seine Frau sich dem Nachbar wie Gott hingegeben hat.
mit Regenschirmen gekrönte Menschen. das Fell der Bäume
glänzt im Regen. der Stier entführt Europa auf seinem Rücken...
womöglich nicht der Stier, sondern die Krise.
und wenn auch alle ringsum sterben, in Amerika
stehen Revolver hoch im Kurs.

von Sergej Tenjatnikow

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Donnerstag, 13. Mai 2010

Sprache der Zeit

Geister wandern in Europa...
ich sitze in meiner fremden Wohnung;
die Tomaten liegen auf dem Teller in feierlichem Dill
als ob sie ein Killer niedergemetzelt hat.
ich träume immer davon, dass ich träume,
dass der tote Dante cooler wäre als der Duce.
so oft man aber für die Sonne auch stimmt,
dennoch klettern die Wolken zum Himmel.
die Zigarette qualmt wie ein Lötkolben
und brennt langsam den Hals des Saxophons durch.
Hitler wandert durch Europa - feuerfest wie ein Tresor.
im Atelier - höher als die Wolken
und höher als die Sonne - schöpft der greise Künstler.
und der überflüssige Dante fühlt sich
wie ausgeliefert der Lynchjustiz im Stadion,
wo die Fans der Glasgow Rangers nach dem Spiel auf Revanche warten.

von Sergej Tenjatnikow

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