Donnerstag, 10. Dezember 2009

Berliner Mauer

die Indianer werden mit jeder Nacht
weniger. sie sterben schlechten Wetters und Wodkas wegen aus.
bist du in der Reservation, in Ost-Berlin,
schreibst du in ein angelaufenes Fenster wie in das

Notizbuch der Geschichte -

ein Baukran steht in einer Drittel Umdrehung zu dir
eine Betonplatte haltend wie die Freiheitsstatue die
Unabhängigkeit. Rothäute erleiden langsam aber
sicher letzte Ehren- und Rechtsminderungen auf Gras und
billiges Bier. es kursieren Gerüchte, dass im Tal erloschener
Wolkenkratzer grünes Gold gefunden wurde, und Cowboys
besiedeln es bald mit ihren Kühen.
du gehst die Straße entlang wie das ausgetrockene Flussbett,
siehst nicht weiter als deine eigene Stimme reicht - stummlings.
und Blätter fliegen den Bäumen davon wie Schuppen
den toten Fischen. die Zeiger der Zeit auf dem roten
Rathaus erstarren wie Insekten im Bernstein.
es ist zum weinen nahe. es schmerzt. und du nimmst dir das Baseballcap
wie den Skalp vom Kopf ab.

von Sergej Tenjatnikow

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